Tag - Ankern

Dänische Südsee: Ankern vor bunten Häuschen

Revkrog Ærø

Dieses ist der zweite Teil des Berichtes über meine Erlebnisse im Inselmeer der dänischen Südsee. Den ersten Teil findest Du hier: Inselhopping in der dänischen Südsee.

Von der Insel Strynø geht meine Reise Richtung Westen durch das schmale, aber gut betonnte Fahrwasser Mørkedyb. Auf dem Weg dahin muss ich die Untiefentonne, die das südlich Strynø liegende Flach markiert, runden. Da heute südliche Winde vorherrschen, werde ich ab dieser Stelle den Rest des Tages auf dem Steuerbordbug segeln können. Das bedeutet, ich muss keine Wende oder Halse mehr fahren, wodurch ich auch einhand ohne Probleme mein größtes Vorsegel fahren kann. Das habe ich zum Glück vorm Ablegen bereits bedacht und am zweifachen Vorstag neben der kleinen Baumfock die Genua vorbereitet. So geht der Wechsel problemlos und fix von statten, so dass ich mit passablen 4,5 Knoten Kurs West laufe.

 

An Steuerbord kann ich zur Strynø Kalv herüberschauen, auf der ein einsamer Bauernhof in der Inselmitte zu sehen ist, was mich ein wenig an eine Hallig erinnert. Die Bezeichnung „Kalv“ findet man im Dänischen häufig für kleine Nebeninseln und wie Du vielleicht vermutest, steht das wörtlich für das Jungtier der Rinder. Oder vielleicht passt hier der Vergleich mit den Walen besser? Zusammen mit den gänzlich unbewohnten Inselchen Græsholm, Bredholm, Grensholm und Vogterholm besteht hier ein Brutvogelreservat, das von März bis Mitte Juli nicht betreten werden soll. Ich sehe hier auch eine Gruppe von Seekajakfahrern, für die diese Ecke auch ein Paradies sein muss. Am Vortag habe ich zwischen den Inselchen sogar ein Segelboot entdeckt. Es handelte sich allerdings um ein holländisches Plattbodenschiff. Wenn man sich etwas auskennt und wenig Tiefgang hat, gibt es dort wohl eine Passagemöglichkeit.

Am Ende der Mørkedyb passiere ich die kleinste bewohnte Insel im Inselmeer, Birkholm, die ich von meinem letzten Törn hier mit meiner Freundin vor zwei Jahren noch in sehr guter Erinnerung habe. Damals lagen wir in dem winzigen Hafenbecken neben einer Hand voll Motoryachten und sehr kleinen Segelbooten. Es war noch recht früh in der Saison und daher nicht viel los.

Birkholm 2012

Birkholm 2012

Jetzt zur Urlaubszeit Anfang August scheint hier die Hölle los zu sein. Ich zähle bald 20 Masten und wundere mich, wie die überhaupt dort Platz finden. Auch der kleine Sandstrand direkt neben dem Hafen ist verhältnismäßig stark bevölkert.

Birkholm von der Mørkedyb aus gesehen, 2014

Birkholm von der Mørkedyb aus gesehen, 2014

Noch vor der letzten grünen Fahrwasser-Tonne gehe ich auf Kurs Südwest und kürze über das „Egholm Flak“ ab, das am Rand ausreichende Wassertiefen für Yachten mit weniger als 1,50 Meter Tiefgang hat. Mein Ziel ist heute die Ankerbucht Revkrog bei Ærøskøping. Die letzten zwei Stunden segle ich bei strahlenden Sonnenschein und perfekten Windbedingungen mit fast 5 Knoten auf die Steilküste der Landzunge westlich von Ærøskøping zu. Als ich um die die Ankerbucht einschließende Landzunge gesegelt komme, sehe ich bereits um die 20 Yachten dort vor Anker liegen. Da die Bucht sehr weitläufig ist, stellt das jedoch kein Problem dar. Ich finde ein schönes Plätzchen ganz vorne an der Grenze zum markierten Schwimmbereich des Badestrandes und werfe dort den Anker ins noch gute fünf Meter tiefe Wasser.

Eine meiner ersten Amtshandlungen besteht aus einem Sprung ins verlockende, gar nicht so kühle Nass. Nach einer kurzen Ankerkontrolle schwimme ich die vielleicht 150 Meter an Land und nach einer kurzen Verschnauf- und Schnorchelpause wieder zurück. Dabei stelle ich fest, dass Schwimmflossen für längere Strecken gar nicht so gut geeignet sind. Die Belastung an den Fußgelenken ist doch sehr ungewohnt. Die Froschtechnik, die ich auch beim Schwimmtraining zuhause meist anwende, liegt mir irgendwie mehr.

Ankern vor bunten Häuschen

Die absolute Sehenswürdigkeit am Revkrog sind die bunten Strandhäuser, die die Bewohner von Ærøskøping dort errichtet haben. Soweit ich weiß, sind diese alle in fester Hand von lange in Ærøskøping ansässigen Familien und somit nicht für Touristen verfügbar. Offiziell darf darin wohl auch nicht übernachtet werden, aber ich sehe zumindest noch bis spät in den Abend Lichter. Wie auch immer – für uns Segler bilden die Häuschen eine farbenfrohe Kulisse in dieser von Segelzeitschriften schon als „Kult“ bezeichneten Bucht.

Den nächsten Morgen starte ich mit Frühsport – drei Runden um die Hoppetosse schwimmen. Danach gibt es einen heißen Tee vom Petroleumkocher und Müsli, um mich für die Überfahrt nach Mommark zu stärken. Der Wind steht ablandig und so brauche ich keinen Motor für das Anker-Lichten Manöver. Das geht ungefähr so: Einfach die Segel hoch mit losen Schoten, dann nach vorne den Anker hochziehen (Frühsport, die zweite), dann schnell zurück ins Cockpit, Schoten dichtholen und im Slalom zwischen den anderen Ankerliegern durchsegeln, die teilweise etwas verdutzt dreinschauen. Irgendwie scheint es ja Standard geworden zu sein, für Ankermanöver einen Motor zu benötigen, aber vielleicht liegt das auch nur an den elektronischen Ankerwinschen, die so viel Strom ziehen, dass der Motor ohnehin laufen muss. Solche Probleme habe ich zum Glück nicht.

Der Wind weht mit Anfangs drei, als ich um die Nordspitze von Ærø komme, etwas zunehmend auf vier Windstärken aus derselben Richtung wie am Vortag. So kann ich gerade noch einen Anliegerkurs nach Mommark segeln. Der Himmel ist das erste Mal seit zwei Wochen komplett bedeckt und ich trage das seit langem mal wieder eine lange Hose beim Segeln. Auch bin ich seit einiger Zeit nicht mehr auf der offenen Ostsee gewesen. Die Wellen sind hier wieder etwas höher und die Fahrt etwas schaukeliger. Trotz des geringen Freibords der Hoppetosse bleibe ich von unten weitestgehend trocken und kann ein paar stimmungsvolle Bilder schießen. Kurz vor Ankunft zieht noch ein kurzer Schauer über uns hinweg.

Nach fünf Stunden erreiche ich den zu dieser Saison frisch renovierten Hafen Mommark. Entgegen der Meinungen vieler Törnführer, hatte ich in den vergangenen Tagen des öfteren Gutes über diesen Hafen gehört und gelesen, wie z.B. hier.

Auch mir gefällt es hier außerordentlich gut, so dass es mir leichter fällt, „Goodbye, dänische Südsee“ zu sagen. Am Abend gönne ich mir ein Sternesjkud, in dem wirklich zu empfehlenden Restaurant am Hafen und blicke zurück auf eine wunderbare Woche des Insel-Hoppings in der südfünischen Inselwelt.